1950er Jahre
Die Fünfzigerjahre waren keineswegs von Wohlstand geprägt, das Alltagsleben voll von Sorgen und Entbehrungen. Österreich - ein besetztes Land, zu Beginn des Jahrzehnts noch nicht alle Kriegsteilnehmer aus der Gefangenschaft heimgekehrt - von einer inneren Verarbeitung der folgenreichen vergangenen Jahre konnte überhaupt keine Rede sein. Die Versorgung der Bevölkerung stand vielfach im Vordergrund, auch Strafen wegen Preisüberschreitungen bei Lebensmitteln z.B. beim Preis von Weizengrieß wurden verhängt. Krankheiten wie die Tuberkulose waren noch nicht besiegt, die Währung musste stabilisiert, Arbeitsplätze geschaffen werden. Schwerpunkte der baulichen Tätigkeiten waren in den Fünfzigerjahren in vielen Gemeinden unseres Bezirkes z.B.die Errichtung von Volksschulen, landesweit die Einrichtung einer flächendeckenden gesundheitlichen Versorgung. Auch machte man sich um Sitte und Moral große Sorgen: So wurde z.B. 1950 durch den Bezirkshauptmann dazu aufgerufen, Jugendlichen den Besuch von Faschings- und Tanzveranstaltungen zu untersagen. Das Alltagsleben in den Dörfern war noch vom bäuerlichen Jahreslauf bestimmt, das öffentliche Leben fast ausschließlich den Männern vorbehalten, und auch die Politik wurde außer in den Städten meist von Bürgermeistern, die aus dem Bauernstand kamen, bestimmt. Der Einfluss der Kirche auf gelebte Wertvorstellungen der Menschen war überall deutlich spürbar. Der Fremdenverkehr in unserem Land befand sich erst im Aufbau. Seine Auswirkungen in späteren Jahren, wie Wohlstand für uns alle sowie der Straßenbau in alle Täler führten zu Veränderungen in Lebenseinstellungen und Lebensweise, die sich in den Fünfzigerjahren noch keiner vorstellen konnte.
Quellenangabe: Bezirkszeitung Innsbruck-Land, Inzinger Zahlenspiegel
Fotos stammen aus der Dorfchronik Inzing oder wurden von den Familien zur Verfügung gestellt.